LAMBDA MINIFOR UND DIE IN-VITRO SYSTEME FÜR MAGEN-DARM-SIMULATIONEN

Ob als mehrstufiges Reaktorsystem mit fünf Kompartimenten für SHIME (simulated human intestinal microbial ecosystem) oder als Parallelreaktor, LAMBDA MINIFOR Fermenter sind weltweit im Einsatz für Magen-Darm-Simulationen, damit Forscher die Verdauung und das mikrobielle Ökosystem des Darms in-vitro untersuchen können.

In-vitro Systeme für Magen-Darm-Simulationen und Mikrobiomforschung

Das Verständnis für das komplexe Ökosystem des Darms ist entscheidend für die Prävention und Behandlung von Stoffwechselstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen bei Tier und Mensch.
Seit einigen Jahren revolutionieren in-vitro Simulationen des Magen-Darmtrakts die Erforschung des Verdauungssystems. Im schnell wachsenden Bereich der Darmmikrobiomforschung stehen mittlerweile weltweit eine Vielzahl von LAMBDA MINIFOR Reaktoren im Einsatz. Beispiele unterschiedlicher Komplexitätsstufen sind:

  • Mehrstufige kontinuierliche anaerobe Reaktorsysteme zur Simulation des Magen-Darmtrakts (SHIME)
  • Doppelbestimmung mit Kontrolle im anaeroben Parallelreaktor als Simulation zur Untersuchung von bakteriellen Interferenzen im distalen Dickdarm
  • Batch Fermentationen für Analysematerial zur Untersuchung von Abbau und Wirkung von Nahrungsergänzungsmittel auf das Darmmikrobiom

Anhand den gelisteten In-vitro-Systemen lassen sich die Merkmale des Simulators für die Mikrobiomforschung erläutern.

Das mehrstufige kontinuierliche LAMBDA MINIFOR Reaktorsystem zur Simulation des menschlichen Magen-Darm-Trakts (SHIME)

Das SHIME-Modell (simulated human intestinal microbial ecosystem), ein mehrstufiger kontinuierlicher Fermenter aus fünf Reaktoren, simuliert künstlich die verschiedenen Abschnitte des menschlichen Magen-Darm-Trakts:

  1. Magen (Nahrung und Magensäure zugeführt),
  2. Dünndarm (Bauchspeichel zugeführt),
  3. Aufsteigender Dickdarm (Aufsteigendes Kolon),
  4. Transversaler Dickdarm (Querkolon),
  5. Absteigender Dickdarm (Absteigendes Kolon).

Im Weiteren ist im kontinuierlichen mehrstufigen SHIME System jedes Kompartiment zu seinem nächsten durch einen Schlauch verbunden, dessen Durchsatz mit jeweils einer Schlauchpumpe kontrolliert wird.

ereinfachtes Schema zur Darstellung des fünfstufigen kontinuierlichen SHIME-Modells mit fünf LAMBDA MINIFOR Reaktoren als Kompartimente

Abbildung 1: Vereinfachtes Schema zur Darstellung des fünfstufigen kontinuierlichen SHIME-Modells mit fünf LAMBDA MINIFOR Reaktoren als Kompartimente, die mit LAMBDA Schlauchpumpen verbunden sind.

 

Das SHIME-System konzentriert sich in erster Linie auf die Simulation der mikrobiellen Gemeinschaft des Kolons. Da kein direkter Weg zur Gewinnung einer repräsentativen mikrobiellen Probe aus dem menschlichen Dickdarm verfügbar ist, dient die fäkale Mikrobiota als Inokulum für die Kolon-Kompartimente des SHIME-Reaktors.

Für die Simulation des Verdauungstrakts ist die Parameterregelung in jedem einzelnen der künstlichen Darmkompartimente (Reaktoren) wichtig, denn die mehrstufigen Reaktorsysteme reproduzieren die physiologischen und mikrobiellen In-vivo-Parameter, dazu zählen:

  • Körpertemperatur,
  • Enzymkonzentrationen,
  • Fütterungsmuster,
  • pH-Werte,
  • mikrobielle Diversität der unterschiedlichen anatomischen Kompartimente.

 

Das TWIN-SHIME-Modell

Der parallele Betrieb von zwei Sätzen der fünfstufigen SHIME Reaktoren ergibt ein TWIN-SHIME-Modell. Das gastrointestinale Simulationsmodell TWIN-SHIME hilft beim Vergleich und der Analyse von Mikrobiota aus zwei verschiedenen Quellen.

Im Video https://youtu.be/hXcpa0bXu6Q zeigt Assoc. Prof. Massalin Nakphaichit ihre LAMBDA MINIFOR 0.3L SHIME-Modelle in der Abteilung für Biotechnologie der Fakultät für Agrarindustrie an der Kasetsart-Universität (KU), Thailand.

 

Simulation des Distalen Dickdarms im anaeroben Parallelreaktor LAMBDA MINIFOR

Das Grein Labor am Universitätsklinikum Bonn (UKB) nutzt den Parallelreaktor LAMBDA MINIFOR als In-vitro-Dickdarmsystem: Im Parallelreaktor simuliert das Forschungsteam mit Schwerpunk «Bakterielle Interferenz» einen Teil des Gastrointestinaltraktes, den Distalen Dickdarm, dabei werden die Simulationen gleichzeitig in einer Doppelbestimmung mit Kontrolle durchgeführt:

Mit freundlicher Genehmigung des Grein Lab, Universitätsklinikum Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,

Abbildung 2: LAMBDA MINIFOR 0.4L Parallelreaktoren als künstliche In-vitro-Darmsysteme zur Simulation des Distalen Dickdarms; Bildnachweis und Quellenangabe: Mit freundlicher Genehmigung des Grein Lab, Universitätsklinikum Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, abgerufen am 01. Oktober 2023, www.pharm-mibi.uni-bonn.de/de/kontakt-1/grein-lab/. 

Die Suche nach selektiven Entkolonialisierungsstrategien von pathogenen Keimen

Unter den zahlreichen Mikroben besiedeln auch pathogene Keime den distalen Dickdarm, die das Infektionsrisiko erhöhen. Anstelle von Breitspektrumantibiotikum, das auch auf kommensale Darmbakterien wirkt, suchen Dr. Fabian Grein und seine Teamkollegen mit Hilfe des menschlichen Darmmikrobioms nach selektiven Dekolonisierungsstrategien der pathogenen Bakterien:
Das Forschungsteam untersucht im In-vitro-Modell des distalen Dickdarms unter anaeroben Bedingungen die Co-Kultivierung von Bakterien, die Versorgung mit Wachstumsfaktoren und den direkten Antagonismus zwischen enteropathogener Bakterien und kommensalen Darmbakterien. 

 

Batch-Fermenter als In-vitro-Darmmodell zur Simulation der Co-Fermentation von Nahrungsergänzungsmittel

Prof. Massalin Nakphaichit der Kasetsart-Universität (KU) benutzt einen LAMBDA MINIFOR 0.3L Fermenter als In-vitro-Darmmodell zur anaeroben Co-Fermentation von Triphala-Extrakten (T. bellirica, T. chebula und P. emblic) mit menschlicher Fäkalienaufschwemmung (1 % (v/v)). Nach der 24-stündigen anaeroben Fermentation ist genügend Analysematerial vorhanden, um Rückschlüsse auf das Mikrobiota und seine Stoffwechselveränderungen zu schliessen.

doi.org/10.1016/j.jtcme.2023.02.011

Abbildung 3: Graphische Zusammenfassung (Quelle: https://doi.org/10.1016/j.jtcme.2023.02.011) der Vorgehensweise zur Untersuchung der Einflüsse von Nahrungsergänzungsmittel auf das fäkale Mikrobiom: Kwandee, P., Somnuk, S., Wanikorn, B., Nakphaichit, M. & Tunsagool, P. (2023). Efficacy of Triphala extracts on the changes of obese fecal microbiome and metabolome in the human gut model. Journal of Traditional and Complementary Medicine, Volume 13, Issue 2, 2023, Pages 207-217, ISSN 2225-4110, doi: 10.1016/j.jtcme.2023.02.011 .

 

Was zeichnet das ideale in-vitro-System zur Simulation des Darmmikrobioms aus?

Um die Vorbereitung eines in-vitro-Systems zur Simulation des menschlichen Darmmikrobioms zu beschleunigen und die Kosten für Verdauungsenzyme zu senken, ist das geringstmöglich Arbeitsvolumen entscheidend und ein System, das bei Bedarf ein kostengünstiges Up-Scaling gewährleistet. Darüber hinaus sollte jeder Reaktor in der Lage sein, die Temperatur und den pH-Wert präzise und automatisch zu regulieren, anaerobe Bedingungen während der gesamten Simulationszeit aufrechtzuerhalten und hierzu das Redoxpotential zur Kontrolle aufzuzeichnen. Zudem sind ausgezeichnete Laborpumpen für das kontinuierliche mehrstufige SHIME Modell sehr wichtig.

Kleinstes Arbeitsvolumen ab 35 ml im skalierbaren Reaktorsystem

Nur wenige Reaktorsysteme zur künstlichen Magen-Darm-Simulierung bieten ein Mindestarbeitsvolumen von 35 ml: Der mit einem Doppelmantelgefäss ausgestattete LAMBDA MINIFOR 0.3L Reaktor bietet in jedem Kompartiment ein Arbeitsvolumen von ~35 ml bis 400 ml zur anaeroben Kultivierung des Mikrobioms. Damit ist sein Reaktorvolumen vergleichbar mit dem eines Mikrobioreaktors und gewährleistet zudem das Up-Scaling bis auf 6 Liter dank einfach austauschbaren Reaktorgefässen. Zudem sind alle Reaktorgefässe des LAMBDA MINIFOR sind aus Glas ohne Metalldeckel, wie es für Magen-Trakt-Simulationen erwünscht ist. 
Zusätzliche Informationen zum idealen Reaktorgefäss finden Sie auf https://bioreactor.ch/reaktorgefaesse-volumen-austauschbar/.

Die Erhaltung der anaeroben Bedingungen

Sowohl im kontinuierlichen fünfstufigen SHIME Modell als auch im einfachen künstlichen Darm-Modell sind die anaeroben Bedingungen entscheidend für die Simulation des menschlichen Darmmikrobioms. LAMBDA MINIFOR Reaktorsysteme bieten hierzu nebst ausgezeichneten Dichtungen auch eigens dafür in der Reaktorkonsole eingebaute Massenflussregler, die zur Stickstoffdosierung bzw. zur Ausspülung von Restluft und Sauerstoff dienen. Die anaeroben Bedingungen der Fäkalienaufschwemmung und des mit Gas befüllten Kopfraums werden im LAMBDA MINIFOR Reaktor während der gesamten Versuchsdauer aufrecht erhalten.

Die Messung des Redoxpotentials

Bei der anaeroben Kultivierung der Darmbakterien im künstlichen Simulator, bei der keine pO2-Werte ermittelt werden, sind die Messungen der extrazellulären Redoxpotentiale in der Brühe wichtig. Für die Überwachung der anaeroben Darm-Simulationen im Reaktorsystem dient die Messung des Redoxpotentials mit Hilfe von LAMBDA REDOX. Die RedOx-Messung lässt auch Rückschlüsse auf Abbauraten zu.

Ideale Durchmischung der Aufschlämmung

Anstelle herkömmlicher Rührsysteme bietet LAMBDA MINIFOR einen Vibrationsmotor mit Mischplatten (https://bioreactor.ch/mischen-und-ruehren-vibromischer-mit-minifor-fish-tail-fuer-kraftvolles-und-sanftes-mischen-von-zellkulturen/)die die Fäkalienaufschlämmung der künstlichen Darm-Simulationen mit Auf- und Ab- Bewegungen ideal durchmischen. Die Durchmischung ist durch die Anzahl und Beschaffenheit der Rührplatten, sowie ihrer Mischfrequenz mit wenigen Handgriffen ans jeweilige Volumen und seiner Viskosität anpassbar

Temperatur & pH-Regelung im Reaktorsystem

Das LAMBDA MINIFOR Reaktorsystem verfügt für jedes einzelne Kompartiment im mehrstufigen SHIME über eigene Parameterregler und Stellglieder, so auch

  • zur Simulation der Körpertemperatur mit automatischem Temperaturregler mit eingebautem Heizelement,
  • um die pH-Sollwerte der Aufschlämmungen während der anaeroben Kultivierung durch die vollautomatisch Zugabe von Korrekturflüssigkeiten aufrecht zu erhalten.

Echtzeitdiagramme zum direkten Vergleich der Simulationen im Doppelansatz

Sämtliche LAMBDA MINIFOR Reaktoren (auch als einzelne Kompartimente des SHIME Systems) lassen sich über ihre Schnittstelle an einen PC anschliessen, der mit Hilfe der SIAM-Automationssoftware sowohl die Parameterwerte, als auch die Gas- und Flüssigkeitsdurchsätze übersichtlich als Echtzeitdiagramme wiedergibt.

Für den direkten Vergleich paralleler Simulationen lassen sich die Versuchsparameter auch im Doppelansatz zusammen mit dem Kontrollsystem in einem Echtzeitdiagram dargestellt.

 

 

Weitere Informationen zu LAMBDA MINIFOR Reaktorsysteme und Peripheriegeräte LAMBDA REDOX und SIAM-Automationssoftware

Weitere Informationen zum LAMBDA MINIFOR und Zubehör für in-vitro-Systeme zur Simulation des Darmmikrobioms finden Sie unter www.lambda-instruments.com/de/.